Dies ist die zweite Aussendung des Calls for Paper.
Der Zeitraum der Beitragseinreichung ist der 01.08.-15.09.2025
Die Tagungsanmeldung und Beitragseinreichung können über den Menüpunkt Anmeldung vornehmen.

Hier finden sie den deutschen Call und englischen Call als PDF.

Vier Jahrzehnte der Jahrestagung der Inklusionsforschung geben Anlass zur Reflexion zurückliegender Entwicklungen und zur Diskussion inklusiver Perspektiven von Forschung, Bildungseinrichtungen und Gesellschaft. Über die zukünftige Ausrichtung der Tagung wurde auf der IFO 2025 in Köln diskutiert. Im Forum Inklusionsforscher:innentagung – wohin, woher, wie weiter? wurde u.a. festgestellt, dass die IFO politischer (und normativer?) ist als andere Tagungen und sich vielfach durch Formate wie Open Spaces und durchgängige Themenstränge als austauschorientierte Tagung verortet hat.  Gleichzeitig wurden vielseitige und sich von einander unterscheidende Ansprüche an die IFO deutlich, u.a. zu den Fragen, wie zugänglich die Tagung für Personen außerhalb der Forschungscommunity ist und sein sollte oder welche Rolle politische und praxisbezogene Positionierungen im Rahmen der IFO spielen. 

So finden sich im Kontext von Inklusion forschende und aktivistische Perspektiven auf verschiedenen Ebenen in Wechselwirkung: Aktivist:innen und Praxisentwicklungen regen Forschungsprojekte an, was sich nicht zuletzt in der Entstehungsgeschichte der Integrations-/Inklusionsforscher:innentagung zeigt. So sind aktivistisch bzw politisch ausgerichtete Initiativen wie Eine Schule für alle eV. oder der Verein Politik gegen Aussonderung auf den Tagungen ebenso präsent wie Initiativen für konkrete Resolutionen zu aktuellen Entwicklungen. Oftmals sind auch Forschende selbst in ihrer (professionellen) Biographie und durch intensive Kooperationen eng mit der Praxis verbunden. Wissenschaftliche Diskurse und Ergebnisse zur Inklusion haben nicht zuletzt vor diesem Hintergrund häufig einen hohen Transferanteil, der Praxisentwicklungen unterstützen, Reflexionswissen generieren und Transformationsprozesse in der Praxis begleiten soll. Zahlreiche Projekte sind auch unmittelbar mit der Zielsetzung verbunden, eben solche Transformationsprozesse anzustoßen.  

Auch auf der Jahrestagung der Inklusionsforscher:innen vereinen Teilnehmende oftmals beide Perspektiven in ihrer Arbeit und sind in ihrer Haltung durch sie geprägt. Zu dieser doppelten Perspektive der Ausrichtung von Inklusionsforschung werden auch kritische Anfragen gestellt: Sei es mit der Frage, welche normativen Setzungen die Forschung prägen (vgl. Balzer 2019). Oder, inwiefern komplexe Prozesse der Aneignung oder auch Fehlaneignung zu beobachten sind, bei denen Betroffenengruppen in der Forschung ungleiche Zugänge zu akademischen Räumen und Repräsentation eröffnet sowie als “zu radikal” empfundene Impulse aus aktivistischen Bewegungen von der Forschung exkludiert werden (Boger 2022, 48). Durch die Verflechtung der aktivistischen und der forschenden Perspektive ergeben sich mehrere Spannungsfelder, die auf den vergangenen Tagungen immer wieder thematisiert wurden und die wir 2026 gezielt in den Mittelpunkt unseres Austausches rücken wollen. Einige zentrale Fragen sind dabei:

  1. Inwieweit steht eine aktivistische Haltung im Widerspruch zu den Anforderungen an wissenschaftliches Arbeiten (z.B. Gütekriterien, aber auch pragmatischen Zwängen des Wissenschaftsbestriebs)? Ist Inklusionsforschung ohne normative Haltung im Sinne des angestrebten Einbezugs aller überhaupt möglich oder erstrebenswert? Aber auch: Welche Vereinnahmungsprozesse gegenüber Praxisakteur:innen und aktivistischen Perspektiven, gerade solchen aus marginalisierten Gruppen, ergeben sich, wenn diese Haltung nicht mit konsequent partizipativen Ansätzen verbunden werden (kann)?
  2. Inwieweit geht durch die Übernahme aktivistischer Haltungen oder auch nur die Orientierung von Forschungen auf die Anregung von Praxistransformationen eine politische Positionierung der Wissenschaftler:innen einher? Welche Implikationen ergeben sich daraus für die Inklusionsforschung als Disziplin? Gibt es – insbesondere in der aktuellen politischen Situation – eine unpolitische (Inklusions-)Forschung? 
     
  3. Inwieweit ist ein Entflechtungsprozess eingetreten, im Zuge dessen sich die Inklusionsforschung zunehmend hinter die sicheren Mauern des Elfenbeinturms der Wissenschaft zurückzieht? Bestehen generationale Unterschiede des Selbstverständnisses von Aktivist:innen und Forscher:innen im Kontext der Inklusion? 

Dabei scheint es weiterhin Interpretationssache zu sein, was unter Inklusion zu verstehen ist (vgl. etwa. Köpfer 2019). Der Anspruch, die relevanten Differenzdimensionen (intersektional) einzubeziehen, zieht die Frage nach sich, warum Dimensionen wie Rassismus und Antisemitismus, Gender- und Queer Studies, Migration, Sprache oder Themen wie Adultismus innerhalb der Inklusionsforschung nach wie vor unterrepräsentiert sind, während zugleich auch die Vernetzung mit den Disability Studies erst punktuell erfolgt Inklusion als Bildungsutopie der Gewährleistung maximaler Teilhabe bei minimaler Diskriminierung verweist unmittelbar auf ihr transformatorisches Potential insbesondere auch auf Ebene struktureller Entwicklungen und legt den Fokus auf alle Personen, deren gleichberechtigte Teilhabe eingeschränkt ist.

Inklusion wird zugleich insbesondere in der bildungspolitischen und -administrativen Praxis weiterhin auch eng als gemeinsam Beschulung von Schüler:innen mit und ohne Behinderungen oder mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf verstanden und so ein stark individualistisches Verständnis von „Inklusion“ im Modus individueller Förderung forciert. Mit diesem Verständnis, das wir aktuell auch in weiten Teilen Forschungsförderung beobachten können, geht zudem eine Verengung auf das Feld Schule einher. Es werden dort entwickelte Modi zwischen Selektion und Förderung und damit verbundene Strukturen stabilisiert und Inklusion systemkonform interpretiert. Diese beiden hier stark pointierten Interpretationen von Inklusion rahmen und prägen sowohl aktivistisches als auch forschendes Handeln und werfen damit weitere Schlaglichter auf Forschung – Haltung – Aktivismus im Spannungsfeld zwischen Bildungsutopie und Systemkonformität. Mögliche Fragen sind etwa 

  1. Welche Kompromisse machen Wissenschaftler:innen zwischen verschiedenen Inklusionsverständnissen – etwa zwischen einer intersektionalen ‚Haltung‘ und pragmatischen Fokussierungen bei Sampling und verwendeten Kategorien oder zwischen Transfer in das bestehende System und transformatorischem Anspruch?  

  2. Liefert Forschung Ergebnisse (auf dem Weg zu) einer Bildungsutopie oder ist sie empirisch systemkonform verhaftet, zum Beispiel wenn es um Fragen zum Verhältnis zwischen individueller Förderung und Systemkritik geht?  

  3. Inwiefern treten durch einen Fokus auf Reflexion und Transformation exkludierender Strukturen und die Gestaltung von (Bildungs-)Systemen, welche eine größtmögliche Teilhabe ermöglichen, unmittelbar aktivistische Ansprüche an die Inklusionsforschung weiter ins Zentrum? Welche Rolle spielt dann die direkte Unterstützung aktivistischer und bildungspolitischer Initiativen?

  4. Inwieweit finden Erkenntnisse aus anderen Forschungslinien, wie z.B. den Disability Studies, Gender Studies oder der kritischen Rassismusforschung in der Inklusionsforschung Gehör? Dies ist sowohl im Sinne des interdisziplinären wissenschaftlichen Anspruches als auch in ihrer spezifischen Perspektive auf empowernde Anliegen und Strukturen sowie auf das Verhältnis von Wissenschaft und Aktivismus relevant.

  5. Inwiefern ist es schließlich eine „Forschungsutopie“, inklusive Ansprüche auch in der Wissenschaft – etwa auf Tagungen – konsequent umzusetzen? 

Diese Ambivalenzen werden in wissenschaftlichen wie auch in aktivistischen Kontexten kontrovers verhandelt und bekommen eine weitere Ebene, wenn etwa aktivistische Ansprüche an die Wissenschaft gestellt oder aktivistische Perspektiven kritisch wissenschaftlich analysiert werden.  

Vor den hier skizzierten Hintergründen möchten wir auf der Tagung entlang des Tagungstitels spezifisch in den Austausch über unser Selbstverständnis als Inklusionsforscher:innen und unsere Haltung im Kontext gesellschaftlicher und praxisbezogener Entwicklungen zwischen Bildungsutopie und Systemkonformität eintreten. Folgende Beitragsformate sind geplant: SymposiumPlus, Einzelbeitrag, Symposium, Diskussionsforum, Postersession, Forschungswerkstatt. Sie werden auf den folgenden Seiten dargestellt.  

Die Einreichungsfrist beginnt am 01.08.2025. und endet am 15.9.2025. Sie finden die Plattformen für die Beitragseinreichungen und die Tagungsanmeldungen sowie die Informationen zu den Tagungshotels hier: https://ifo2026.uni-bremen.de/anmeldung/

Das Review-Verfahren wird sowohl über ein Open-Review-Verfahren als auch erneut unter Beteiligung eines Beirates durchgeführt. Genauere Informationen zu Beiratsmitgliedern und dem Open-Review finden sich (in Kürze) auf der Tagungshomepage.  

Für den Tagungsband werden nach der Tagung alle Beiträge mit Ausnahme der Poster zur Einreichung eines erweiterten Abstracts eingeladen. Da wir eine deutlich größere Zahl an Beiträgen erwarten als im Tagungsband Platz finden können, planen wir zudem eine Online-Dokumentation aller Tagungsbeiträge (einschließlich der Poster) in einer Kurzfassung. Mehr Informationen erhalten alle Beitragenden im Vorfeld der Tagung. 

Literatur:  

Balzer, N. (2019). Eine Pädagogik der wohlkalkulierten Anerkennung: Zum ‚Umgang mit Differenz‘ im erziehungswissenschaftlichen Inklusionsdiskurs. In E. von Stechow, P. Hackstein, K. Müller, M. Esefeld & B. Klocke (Hrsg.), Inklusion im Spannungsfeld von Normalität und Diversität. Band I: Grundfragen der Bildung und Erziehung (S. 69–82). Bad Heilbrunn: Klinkhardt. 

Boger, M. (2022): Risse in der Landschaft der Inklusionsforschung – Aktuelle offene Entwicklungen und offene Fragen. In B. Schimek, G. Kremsner, M Proyer, R. Grubich, F. Paudel & R. Grubich-Müller (Hrsg.), Grenzen.Gänge.Zwischen.Welten. Kontroversen – Entwicklungen – Perspektiven der Inklusionsforschung (S. 43-58). Bad Heilbrunn: Klinkhardt. 

Köpfer, A. (2019). Rekonstruktion behinderungsbedingter Differenzproduktion in inklusionsorientierten Schulen. In J. Budde, A. Dlugosch, P. Herzmann, L. Rosen, J. A. Panagiotopoulou, T. Sturm et al. (Hrsg.), Inklusionsforschung im Spannungsfeld von Erziehungswissenschaft und Bildungspolitik (S. 143–164). Opladen: Verlag Barbara Budrich. 


Beitragsformate auf der IFO 2026 in Bremen 

Auf der IFO 2026 können Beiträge in sechs Veranstaltungsformaten eingebracht werden: (1) Einzelbeitrag, (2) Symposium, (3) Diskussionsforum, (4) Postersession, (5) Forschungswerkstatt sowie im neuen Format (6) SymposiumPlus. Wir streben an, dass ca. 50% der Beiträge aller Formate explizit Aspekte des Tagungsthemas verhandeln. Um genug Raum für die Breite der aktuellen Fragen und Schwerpunkte der Inklusionsforscher:innen zu lassen, sollen aber ebenso in allen Formaten freie/themenoffene Beiträge Platz finden. Bei der Einreichung wählen Beitragende selbst aus, ob ihr Beitrag im Strang “Tagungsthema” oder im Strang “freie Beiträge” gereviewt werden soll.  

Bei der Auswahl der Beiträge streben wir bei einer Überzahl positiv begutachteter Einreichungen eine angemessene Beteiligung von Wissenschaftler:innen in der Qualifizierungsphase als Erst- und Alleinautor:innen an. Auch ein ausgewogenes Verhältnis aus abgeschlossenen und noch im Prozess befindlichen Projekten wird berücksichtigt.  

Im Folgenden finden Sie die detaillierten Informationen zu den Veranstaltungsformaten, einschließlich Angaben zu den Abstracts und weiteren Anforderungen. Es werden maximal zwei Beiträge einer Person als Erstautor:in ins Review-Verfahren einbezogen. 


Einzelbeitrag 

Das Format der Einzelbeiträge bietet Raum für einen fokussierten wissenschaftlichen Vortrag und eine anschließende Diskussion. Aufgrund des häufig geäußerten Wunsches, mehr Zeit für den Austausch im Anschluss an Beiträge einzuräumen, haben wir uns dazu entschieden, nur zwei Beiträge innerhalb eines 80-minütigen Slots durchzuführen. Sowohl für Einzelpersonen als auch für Gruppenbeiträge ist daher ein zeitlicher Rahmen von insgesamt 40 Minuten vorgesehen (maximal 25 Minuten für den Vortrag, mindestens 15 Minuten für Diskussion). Eine inhaltlich passende Zusammenstellung der Beiträge innerhalb der einzelnen Slots wird angestrebt. 

Abstract: 2500 Zeichen (inkl. Leerzeichen, excl. Literatur), Einreichfrist: 15.09.2025 


Symposium 

Die ‚einfachen‘ Symposien umfassen zwei bis drei Kurzvorträge zu einem Themenkomplex. Die Symposien werden als Gesamtveranstaltungen eingereicht (inkl. Angaben zur Zeitaufteilung und zum Konzept für den Austausch).  

Abstract: Mantel-Abstract zum Symposium mit Hinweisen zur geplanten Struktur, Zeitaufteilung und Austauschanteil: 3000 Zeichen (inkl. Leerzeichen, exkl. Literatur, Abstracts zu den Kurzvorträgen: max. 1500 Zeichen (inkl. Leerzeichen, exkl. Literatur),  Einreichfrist: 15.09.2025  


Diskussionsforum 

Im Format „Diskussionsforum“ können konkrete Fragestellungen zum Tagungsthema oder zu aktuellen, die Inklusionsforschung betreffenden Themen kontrovers diskutiert werden. Die Diskussionsveranstalter:innen gestalten ggf. Einstiegsimpulse, wählen Diskussionsmethoden und organisieren die Moderation. Je nach Diskussionsformat können auch im Vorhinein bereits einzelne Vertreter:innen aus Wissenschaft, Praxis, Politik und Zivilgesellschaft als Diskutant:innen aufgeführt werden. Die Diskussionsveranstalter:innen werden gebeten, den Diskussionsverlauf und die Ergebnisse zu dokumentieren und sie ggf. über die Tagungs-Website oder im Tagungsband zur Verfügung zu stellen. 

Abstract mit thematischer Beschreibung und Hinweisen zur geplanten Struktur und Gestaltung des Austausches 2500 Zeichen (inkl. Leerzeichen, exkl. Literatur), Einreichfrist: 15.09.2025  


Poster

Die Postersession ermöglicht es, aktuelle Forschungsprojekte oder geplante Forschungsvorhaben zu präsentieren und zu diskutieren. Um dem Beitragsformat der Poster einen prominenten Platz auf der IFO einzuräumen, soll vor der Postersession über kurze Video-Teaser über die Poster informiert werden. Jeweils 2-3 Teaser werden (möglichst thematisch passend) in den Panelslots an den Tagen vor der Poster-Session vorgestellt. Konkrete Informationen einschließlich einer Vorlage sowie eines Erstellungsleitfadens für die Teaser erhalten Beitragende nach erfolgreichem Review ihres Beitrags. 

Abstract: 1000 Zeichen (inkl. Leerzeichen, exkl. Literatur), Einreichfrist: 15.09.  


Forschungswerkstätten und Open Space 

Die Forschungswerkstätten bieten einen Raum, um intensiv an Datenmaterial eines aktuellen Forschungsprojekts zu arbeiten. Die Forschungswerkstätten umfassen 90 Minuten. Teilnehmer:innen, die eine Werkstatt anmelden, sind für die Ausgestaltung selbst verantwortlich. Es ist auch möglich, eine Werkstatt mit Materialien aus zwei Projekten anzumelden. Die Forschungswerkstätten werden zeitlich innerhalb des „Open Space“ umgesetzt. 

Abstract für die Forschungswerkstätten: 1000 Zeichen (inkl. Leerzeichen), Einreichfrist: 15.09.2025 

Während des Open Space können weitere Räume für ad-hoc-Veranstaltungen genutzt, neue Projekte gestartet oder Arbeitsgruppentreffen durchgeführt werden. Die Ankündigungen für Open Space-Angebote werden während der Tagung in einer Einführungssitzung gesammelt und – sofern es sich nicht um geschlossene Arbeitsgruppen handelt – den Tagungsteilnehmer:innen bekannt gemacht. 

Beiträge im SymposiumPlus: Mehr Zeit, mehr Kooperation, mehr Gestaltungsraum 

Neben den traditionellen Symposien möchten wir ein zusätzliches Format anbieten, das SymposiumPlus: Ein SymposiumPlus kann bis zu drei Slots (jeweils à 90 Minuten) umfassen. Im Format des SymposiumPlus können von Teilnehmer:innen gesetzte Themenkomplexe intensiv und multiperspektivisch verhandelt werden. Diejenigen, die das SymposiumPlus anmelden, setzen das Thema und sind für die übergreifende Gestaltung verantwortlich. Sie gestalten aber selbst nur einen Teil der Inhalte und weitere Teilnehmer:innen werden eingeladen thematisch passende Beiträge für die Beteiligung am SymposiumPlus einzureichen.  

Das SymposiumPlus hat damit den Charakter einer Miniatur-Tagung zu einem klar umrissenen Themenkomplex. Während in den „einfachen“ Symposien eine bereits vernetzte Gruppe von Forscher:innen gemeinsam einen Slot mit Kurzvorträgen und Diskussionen gestaltet, liegt der Fokus des SymposiumPlus auf der Etablierung neuer Vernetzungen und thematischer Auseinandersetzungen zwischen Forschenden, die nicht ohnehin in einem Verbund oder einer Arbeitsgruppe zusammenarbeiten. Die „SymposiumPlus-Veranstalter:innen“ können daher selbst maximal zwei Beiträge platzieren. 

Die Mantel-Absctracts für ein SymposiumPlus wurden bis zum 20.07.2025 eingereicht. Das folgende SymposiumPlus wurde für die IFO 2026 aufgenommen:

Dr. Jan Jochmaring & Dr. Jana York: Berufliche Übergänge und Teilhabe an Arbeit unter Inklusionsvorzeichen

Den Mantel-Abstract und weitere Informationen zu diesem Symposium Plus finden Sie am Ende des Calls

Abstract für einen Beitrag im SymposiumPlus: 2500 Zeichen (inkl. Leerzeichen, excl. Literatur), Einreichfrist: 15.09.2025




Mantelabstract des SymposiumPlus I:

Berufliche Übergänge und Teilhabe an Arbeit unter Inklusionsvorzeichen

Ausgerichtet von Dr. Jan Jochmaring & Dr. Jana York

Inklusive Arbeitswelten (Schreiner/Bächler/Jochmaring 2024) sind eine normative und politische Zielsetzung, die sich unter anderem aus der UN-Behindertenrechtskonvention (Art. 24, 27) sowie dem Bundesteilhabegesetz ergibt. Doch trotz umfangreicher politischer Bekenntnisse und implementierter Förder- und Unterstützungsleistungen zur Schaffung eines inklusiven Arbeitsmarktes sind die Chancen von Menschen mit Behinderungen, an Arbeit teilzuhaben, nach wie vor deutlich geringer als die von Menschen ohne Behinderungen (York/Jochmaring 2024).

Das SymposiumPlus „Berufliche Übergänge und Teilhabe an Arbeit unter Inklusionsvorzeichen“ möchte mit Aktivist*innen und Forschenden eine kritische Diskussion zum Thema Teilhabe an Arbeit anstoßen. Das Ziel besteht darin, einen moderierten Austausch zu initiieren und Interessierte zu vernetzen, die sich mit den verschiedenen Facetten des Themas „Teilhabe an Arbeit” auseinandersetzen. Dabei sind angesichts der aktuellen Beschäftigungssituation von Menschen mit Behinderung und gesamtgesellschaftlicher Entwicklung – unter anderem – folgende Fragen von Interesse:

Das SymposiumPlus schlägt dazu drei Slots zu miteinander verwobenen Themenkomplexen vor:

  1. Berufliche Orientierung: Berufswahlkompetenz und Übergangsvorbereitung in der Schulphase im Zuge einer ‚Inklusiven Berufsorientierung‘
  2. Berufliche Übergänge: Transitionsprozesse zwischen Schule, optionaler Berufsvorbereitung, Berufsausbildung und Einmündung in den allgemeinen Arbeitsmarkt oder in Sondersysteme des Systems beruflicher Rehabilitation und Teilhabe
  3. Berufliche Teilhabe: Beschäftigungsoptionen bei Behinderung und Benachteiligung, Perspektiven, Instrumente, Systeme, Orte, Assistive Technologie

Ziel ist es, die wissenschaftliche und aktivistische Community zum Thema Teilhabe an Arbeit auf der IFO 2026 zusammenzubringen. Das SymposiumPlus bietet die Möglichkeit, Netzwerkpartner*innenschaften breiter auf- und auszubauen als auf den vergangenen IFOs.

Da zahlreiche Einreichungen aus der wissenschaftlichen und aktivistischen Community zu erwarten sind, werden pro Slot bis zu drei Beiträge eingeplant. Die Auswahl erfolgt durch die Ausrichtenden des SymposiumPlus. Die Einreichung erfolgt über die reguläre Anmeldeseite.

Literatur

Jochmaring, Jan, Bömelburg, Lena & Sponholz, Dirk (2022): Inklusive Berufsorientierung als Diskurs. Der ‚scheinbare‘ Konsens: gemeinsame Begriffe – unterschiedliche Ideen. In Bernhard Schimek, Gertraud Kremsner, Rainer Grubich, Florentine Paudel und Proyer, Michelle & Grubich-Müller, Regina (Hrsg.), Grenzen.Gänge.Zwischen.Welten. Entwicklungen – Perspektiven – Kontroversen der Inklusionsforschung. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt, S. 67–74.

Schreiner, Mario, Bächler, Liane & Jochmaring, Jan (2024): Editorial “Inklusive Arbeitswelten?!”. Zeitschrift für Inklusion, 19(4). https://www.inklusion-online.net/index.php/inklusion-online/issue/archive

York, Jana, Sartor, Teresa, Lamb, Sarah, Jochmaring, Jan, Schulze, Sarah, Kuhn, Jörg-Tobias & Pelka, Bastian (2025): Einheitliche Ansprechstellen für Arbeitgeber im Ökosystem der beruflichen Rehabilitation und Teilhabe. WSI Mitteilungen, 78(4), S.263-270.

York, Jana & Jochmaring, Jan (2024): Inclusion-Light or Innovation of Inclusion: Modes of Innovation and Exnovation for the German Vocational Rehabilitation and Participation System. Frontiers in Rehabilitation Sciences (5). doi: 10.3389/fresc.2024.1436003

Kontakt:

Dr. Jan Jochmaring
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
jan.jochmaring@uni-oldenburg.de

Dr. Jana York
Technische Universität Dortmund
jana.york@tu-dortmund.de



Mantelabstract des SymposiumPlus II:
Inklusive Hochschule
ausgerichtet und moderiert von: David Labhart, Cornelia Müller Bösch, Irina Bühler, Verena Hawelka, Maria Kreilinger, Karin Terfloth

In den letzten Jahren mehren sich Initiativen, Projekte und Programme, die die Hochschule auch für Menschen ohne Zugangsberechtigung öffnen. Vielfach können diese Initiativen als Hochschulaktivismus verstanden werden, der Inklusion als gesellschaftliches Projekt begreift, als eine Frage von Zugang und Solidarität. Es sind Initiativen, die das meritokratische Prinzip sehr unterschiedlich tangieren (Labhart, Müller Bösch, & Gubler, 2022), mit denen unterschiedliche Gruppen adressiert werden (z. B. Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung; geflüchtete Menschen; Menschen, die in Werkstätten arbeiten) und unterschiedliche Bereiche der Hochschule adressieren (Forschen, Lehren, Lernen).
Das Symposium Plus hat das Ziel, den Austausch unter Hochschulangehörigen und weiteren Betroffenen zu stärken. Im Sinne einer «neuen radikalen Aufklärung» (Garcés, 2019) soll ein selbstkritischer Raum eröffnet werden. «Die Kritik ist kein Urteil aus Überlegenheit. Ganz im Gegenteil. Sie ist die notwendige Aufmerksamkeit, die eine Vernunft braucht, die sich begrenzt und unvollkommen weiss und diesen Zustand akzeptiert» (S. 58). Verschiedene Initiativen und Projekte zeigen auf, wie weit eine Veränderung von Praktiken, Kulturen und Strukturen bereits gelungen ist – und welche Vorstellungen, Handlungen, Dokumente, Positionen oder anderes als Barrieren gewirkt haben. Wie weit reichen aktuelle Aktionen, wo stossen sie an Grenzen? Was wirkt unterstützend, was hemmt?
Das Symposium Plus «Inklusive Hochschule» umfasst drei thematische Blöcke von je 90 Minuten:

  1. In Begegnung kommen
    Begegnungen sind Ausgangspunkt und Kern von Inklusion. Teil von Kommunikation und Kooperation zu sein, ist essenziell für die Menschwerdung (Jantzen, 2007). Einerseits müssen an einer Hochschule Begegnungen überhaupt geschaffen, ermöglicht werden – in der Lehre, bei Anlässen, durch gemeinsame Büros etc. Andererseits ist eine Qualität von Begegnung gefragt, die gekennzeichnet ist durch gegenseitige Akzeptanz und Anerkennung (Netzwerk starkhoch3, 2025, S. Kapitel 3.2) sowie einem offenen Dialog (Hawelka, Kreilinger, Penn, & Steindl, 2025). Wie werden Begegnungen ermöglicht? Was verhindert Begegnungen? Wie lassen sich qualitätsvolle Begegnungen definieren? Was unterstützt qualitätsvolle Begegnungen?
  2. Differenz(re)produktionen
    Projekte adressieren bestimmte Personengruppen. Die Definition der «Zielgruppe» ist laufender Kritik ausgesetzt, da damit wiederum Ausschlüsse produziert werden. Darüber hinaus werden damit Kategorien reifiziert, die in Projekten laufend bearbeitet werden müssen – nicht um eine vereinfachende Zweigruppentheorie zu reproduzieren, sondern um mit Menschen zu arbeiten. Im Bereich der partizipativen Forschung reproduzieren sich Differenzlinien unter anderem über Anstellungsmöglichkeiten, akademische Forschungsvorstellungen und der Unterscheidung unterschiedlicher Wissensformen – insbesondere zwischen Erfahrungswissen und wissenschaftlichem Wissen.
    Für wen werden Zugänge geschaffen? Wie werden Positionen in Projekten reproduziert – und wie werden sie durchbrochen? Welche Vorgehensweisen helfen, Reifizierungen wahrzunehmen und bearbeitbar zu machen?
  3. Entscheidungen – das Politische
    Partizipation steht in der Umsetzung einer inklusiven Hochschule an vorderster Stelle: Sie ist sowohl Ziel als auch Mittel. Vielfach wird – mit Bezug auf die «Partizipationspyramide» (Straßburger & Rieger, 2019) – Partizipation so verstanden, dass Entscheidung stufenweise abgegeben wird – von der Machtseite zur Partizipationsseite. Wird dieser Prozess jedoch von der Hochschule gesteuert, stellt sich die Frage paternalistischer Handlungen.
    Wie können Entscheidungen gemeinsam getroffen werden? Wer entscheidet – und wer entschiedet, wer was entscheiden darf?
    Partizipation bedeutet auch – unabhängig der Entscheidungen und der in der Pyramide inhärenten Differenzziehung beispielsweise zwischen Hochschulangehörigen und Partizipierenden – ein gemeinsames Zusammenfinden sowie der Einbezug von Perspektiven, die für ein Thema wichtig sind.
    Wie können Aushandlungen, Differenzen und Streit (Mouffe, 2015) ausgetragen werden? Wie lassen sich auch Akteur:innen über das Hochschulumfeld hinaus (Politik, Geldgeber:innen, Zivilgesellschaft, Arbeitgeber:innen) in den gemeinsamen Prozess einbinden?

Für jeden Themenbereich wird ein Slot von 90 Minuten reserviert. Im ersten Teil des Slots erhalten Vortragende (ca. 4 Beiträge) Zeit, einen inhaltlichen Impuls zum Thema zu gestalten. Dabei soll ausgehend von einem Projekt (nur kurze Vorstellung des Projekts) einige (vorläufige) Ergebnisse – Erfahrungen, Forschungsergebnisse oder theoretische Überlegungen – vorgestellt werden, die das Thema betreffen und von obenstehenden Fragen ausgehen. Die Vortragenden schliessen mit einer eigenen Frage oder These (in einem Satz), die im Vorfeld dem SymposiumPlus zugestellt wird und einen Ausgangspunkt für die anschliessende Diskussion darstellt.
Im zweiten Teil des Slots werden die Fragen und Thesen sowie die Inhalte der Beiträge gemeinsam (je nach Größe des Publikums in Gruppen) diskutiert. Im Zentrum steht der Austausch und die Reflexion der eigenen Begrenztheit von Denken und Handeln.
Vortragende melden ihren Beitrag (Länge des Beitrags 10 Minuten) mit einem kurzen Text von höchstens 1000 Zeichen. Darin wird das Projekt beschrieben sowie auf die Frage/These hingeleitet. Die Beiträge werden von der SymposiumPlus-Moderation gesichtet und – wenn möglich – alle zugelassen. Falls zu viele Beiträge eingereicht werden, trifft die Gruppe, die das SymposiumPlus verantwortet, eine Auswahl, die möglichst verschiedene Perspektiven zulässt. Die Einreichung erfolgt über die reguläre Anmeldeseite.

Literatur:
Garcés, M. (2019). Neue radikale Aufklärung. Wien: Turia und Kant.
Hawelka, V., Kreilinger, M., Penn, C., & Steindl, E. (2025). How to Mentor But Not to Helicopter Students in Inclusive Higher Education. British Journal of Learning Disabilities, 53(1), 203–210. https://doi.org/10.1111/bld.12646
Jantzen, W. (2007). Allgemeine Behindertenpädagogik. Teil 1. Berlin: Lehmanns Media.
Labhart, D., Müller Bösch, C., & Gubler, M. (2022). Die Hochschule öffnen für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung. Ziele, Standards und Modelle. SZH, 28(1–2), 29–37.
Mouffe, C. (2015). Konsens ist das Ende der Politik. Philosophie Magazin, 2015(5), 69–73.
Netzwerk starkhoch3. (2025). Inklusive Bildung an der Hochschule: Argumente, Qualitätsaspekte und Leitfragen zur Öffnung der Hochschule. Zürich: Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik. Abgerufen von https://zenodo.org/doi/10.5281/zenodo.14604960
Straßburger, G., & Rieger, J. (Hrsg.). (2019). Partizipation kompakt: Für Studium, Lehre und Praxis sozialer Berufe. Weinheim: Beltz.

Kontakt für das SymposiumPlus II:
David Labhart: david.labhart@hfh.ch